Daniel Briegleb: Lust an Liebe

Die zur Einsicht nötige innere Ruhe ist durch den Körper ständig gestört, sagt Platon. Gott ist Liebe, Sex ist Sünde, sagt die Kirche.

Körperliche Lust und wahre Liebe − eine Nebeneinanderstellung, die eine lange Geschichte hat. Es gibt aber auch eine andere Anschauung, nach der Körper, Liebe und Sexualität erst gemeinsam einen sinnbildenden Zusammenhang ergeben. Die Sexualisierung hat ethische und emotionale Mängel erzeugt, die mit der Entkoppelung der Komplexe "Lust" und "Liebe" zusammenhängen. Sex ist heute in hohem Maße nicht mehr an Liebe gebunden, Eros droht zu zerfallen. Die Wiedergewinnung erotischen Raumes kann über eine kontemplative Bezogenheit entwickelt werden. Diese sieht Daniel Briegleb als eine Opposition zu der Beeinflussung unserer Gefühlsräume durch mediale und wissenschaftliche Wahrheitseinflüsterungen, die einem teils grotesk ausgeuferten Diskurs- und Informationsfeld entspringen, und betrachtet die Bildung von Liebesgegenwart mehr als einen von der körperlichen Erfahrung ausgehenden Prozess. Im Lichte eines weniger von der Negativität des Entzugs her bestimmten Begehrensbegriffs entstehen Umrisse einer als geschichtlich verstandenen ars erotica.

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